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Gedanken zur
Adoleszenz

Die Zeit des Heranwachsens ist eine Phase voller Unsicherheiten und Turbulenzen und stellt Menschen, die sich auf Kinder und Jugendliche einlassen, vor eine große Herausforderung.

 

Für das gute Gelingen dieser Entwicklung braucht es, neben dem Wissen über die Anforderungen und Bedürfnisse junger Menschen, ganz bestimmte Beziehungsqualitäten und eine Gesellschaft, die für diesen Prozess die nötigen Strukturen und Ressourcen zur Verfügung stellt.

 

Viele Erziehungskonzepte, die dem Verständnis dieser Lebensphase gerecht zu werden versuchten, sind unbrauchbar geworden. Auch wir sogenannten Experten müssen uns neu orientieren. Auch wir sind mit Veränderungen konfrontiert. Jugendliche sind oft schwer zu verstehen, indem wie sie denken, fühlen und handeln und nicht zu verstehen verunsichert, macht ratlos und Angst.

 

Eine kindergerechte Gesellschaft ist in erster Linie eine Haltungsfrage, die darüber bestimmt, wie wir mit ihnen umgehen. Wenn wir der Geschichte Glauben schenken wollen, dann kann uns Pathologisieren, Kriminalisieren und Funktionalisieren nicht aus der Verantwortung nehmen, uns auf einer erwachsenen Ebene mit Veränderungen auseinanderzusetzen.

 

Jugendliche erfahren in der Adoleszenz einen übergang vom Kindsein zum Erwachsensein. Das Heraustreten aus der Kindheit ist eine notwendige Entwicklungsphase, in der sich auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern grundlegend verändert. Jugendliche hinterfragen Denken, Fühlen und Handeln der Eltern und die eigene Kindheit wird entmystifiziert.

 

Diese Zeit ist für Jugendliche oft schmerzvoll. Nicht nur, dass sie das Gefühl haben die emotionale Sicherheit in der Familie zu verlieren, haben sie oft auch die narzisstische Kränkung der Eltern auszuhalten. Das kann vorübergehend zu einer Entfremdung führen.

 

Adoleszenz kann aber auch bedeuten, dass Eltern ihren Kindern auf eine neue Weise begegnen. Nicht gekränkt und infantilisierend, sondern authentisch und selbstreflektiert.

 

Es ist eine Zeit, in der Ihre Kinder auch die Wahrheit vertragen. Dazu braucht es Mut zur eigenen Lebensgeschichte, zu den eigenen Ängsten und Unsicherheiten, wie auch zu den eigenen Ritualen und Gewohnheiten. Adoleszenz ist also eine Lebensphase, in der auch Eltern noch wachsen können.

 

Theoriearbeit für die fachspezifische Psychotherapieausbildung (2005):

 

Von der Befreiung zur Gestaltung
Personzentrierte Psychotherapie mit Jugendlichen vor dem Hintergrund soziokultureller und personaler Veränderungen

 

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